Figurenspieltherapie

Figurenspieltherapie

Als Ergotherapeutin und zertifizierte Figurenspieltherapeutin lasse ich bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen ggf. die Figurenspieltherapie oder Elemente davon mit einfließen.

Kindern fällt es oft schwer, Gefühle wie Trauer, Angst, Wut oder Hilflosigkeit in Worte zu fassen. Im Spiel jedoch können Menschen sie selbst sein.

Sie versinken im Spiel, lassen die Figuren sprechen und finden durch die Unterstutzung der Therapeutin oft spielerisch ihre eigenen Lösungen. Im Spiel können sie Unsagbares mitteilen, Unfassbares begreifen, neue Hoffnung schöpfen und eigene Wege zur Lösung finden.

Spielen und Kindheit gehören untrennbar zusammen

Wichtige Fähigkeiten zur Bewältigung des täglichen Lebens wie Kreativität, Selbstvertrauen, Kommunikationsfähigkeit und auch Handlungsfähigkeit werden gefördert. Anders gesagt: Spielen ist ein Königsweg zum Menschsein. Das therapeutische Figurenspiel macht sich diese Zusammenhänge zunutze, indem es dem Kind Figuren, Spielrequisiten oder Stoffe zur Verfügung stellt und mit Hilfe der Therapeutin eine spielerische Herangehensweise und einen natürlichen Zugang zu wichtigen Ressourcen ermöglicht. Das bietet wertvolle Perspektiven, wo konventionelle therapeutische Methoden nicht oder nur wenig greifen.

Wenn ein Kind bereits mit Figuren vertraut ist und Rollenspiele mag, ist der Zugang besonders leicht. Doch auch wenn bislang noch keine entsprechende Neigung besteht, kann die Therapeutin das Kind behutsam an das Spiel heranführen.

Ein Beispiel aus der Praxis

Beim Figurenspiel setzt sich das Kind mit seinen Ängsten auseinander. Manchmal fasziniert Angst auch und im Rollenspiel können die »Bösen« (von der Hexe bis Darth Vader) hautnah im Spiel dabei sein. Anders als im Alltag kann das Kind das Spiel jederzeit stoppen, notfalls unterstützt die mitspielende Therapeutin im Hintergrund und ruft den magischen Zauberstein in Erinnerung, mit dem man alle unerwünschten Bösen versteinern kann. Ein eher schüchternes Kind kann die Erfahrung machen, dass ihm mehr Möglichkeiten als die bereits bekannten Verhaltensmuster zur Verfügung stehen, um sich in Sicherheit zu bringen und Hilfe zu erhalten. So kann es wichtige neue Erfahrungen und Kompetenzen sammeln.

Für welche Ausgangssituationen ist die Figurenspieltherapie geeignet?

Die Anwendungsgebiete der Figurenspieltherapie sind so vielfältig wie die Arten von Konflikten und Belastungen. Schwerpunkte liegen bei emotionaler Belastung, bei Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten und Problemsituationen im persönlichen Umfeld.

Typische Anwendungsgebiete

  • Ängste (Albträume, Trennungsangst, Versagensängste, Angst vor Monstern etc.)
  • Schulische Probleme (Aggressionen, Verhaltensauffälligkeiten, Leistungsdruck, Schulverweigerung)
  • Geschwisterrivalität
  • Psychosomatische Beschwerden (Bettnässen, Stottern, Kopfweh, Bauchweh, Erbrechen)
  • Schlafstörungen (Probleme beim Ein- und/oder Durchschlafen)
  • Depressive Stimmungen

Auslöser für das Verhalten des Kindes können sein:

  • Belastende oder traumatische Lebensereignisse
  • Scheidung oder Trennung der Eltern
  • Krankheit oder Tod eines Familienmitgliedes
  • Unfälle
  • Gewalterlebnisse
  • Mobbing
  • Entwicklungsstörungen

Das kann das Spielen mit Figuren leisten:

  • Hilfe zur Angstbewältigung, Stressbewältigung
  • Förderung des Selbstbewusstseins und der Selbstwirksamkeit
  • Förderung der sprachlichen Entwicklung und der Kommunikationsfähigkeit, Unterstützung beim Sprechen
  • Förderung der Konzentration, Ausdauer und Intelligenz und des Denkens
  • Förderung der Kreativität und Fantasie
  • Ausdrücken von Bedürfnissen und Interessen
  • Steigerung der sozialen Fähigkeiten
  • Förderung der Feinmotorik und Wahrnehmung
  • Ausbau der Anstrengungsbereitschaft

Für wen eignet sich die Figurenspieltherapie?

Grundsätzlich kann das Spielen mit Figuren allen Altersgruppen innere Heilung, Gesundheit und Lebensfreude bringen und eine wichtige Kraftressource darstellen – also auch Erwachsenen, die offen sind für eine spielerische Annäherung. In der täglichen Praxis wird das Angebot am häufigsten für Kinder und Jugendliche im Alter von ca. 5 bis 12 Jahren genutzt.

Das hat naheliegende Gründe: Kinder verfügen meist noch über weniger sprachliche Möglichkeiten und können deshalb ihre Sorgen und Ängste oft noch nicht in Worte fassen. Die Figurenspieltherapie kommt dagegen auch ganz ohne Sprache aus: Handlungen mit der Figur, die Auswahl der Spielrequisiten oder die aufgebaute Spiellandschaft kann von der Therapeutin gedeutet und mit dem Kind genutzt und bearbeitet werden.

Wertschätzung & Achtsamkeit

Die Grundstimmung beim therapeutischen Figurenspiel ist geprägt von einem wertschätzenden und achtsamen Miteinander, häufig geht es um Begegnung und um Aufbau oder Vertiefen von Beziehungen. Beim Spielen entsteht ein angstfreies Umfeld, das ich als begleitende Therapeutin mit aufbaue und schütze. Das Spiel bleibt zweckfrei und absichtslos. Es folgt einer ihm eigenen Spiellogik, die von mir als therapeutische Mitspielerin nicht hinterfragt oder korrigiert wird.

Alles ist möglich: Situationen dürfen ganz ungewöhnlich dargestellt, Gegenstände anders verwendet werden. Wo das Spiel sich einmal nicht heilsam entfalten kann oder wo bedrohliche Dinge die Überhand nehmen wollen, setze ich Spielimpulse und stehe dem Kind als Wegbegleiterin und erfahrene Regisseurin zur Seite.
Das Kind kann sich durch sein eigenes und freies Spiel mit den Figuren stärken und selbst Lösungswege für seine Probleme finden und ausprobieren.